Einen sperrigen Begriff hat die Synode da gewählt: Die Pfarrei der Zukunft soll sich aufbauen von den „Orten von Kirche“. Also von da her, wo Christen ihren Glauben leben und miteinander teilen. Früher hieß ein solcher Ort einfach „Gemeinde“. Aber die Synode wollte ja den Blick weiten – also auch über das bisher Bekannte in der Pfarrgemeinde hinausschauen; christliches Leben und damit „Kirche“ findet nämlich auch an ganz anderen Orten und in ganz anderen Gruppen statt, als bisher bewusst oder erwartet war.
„Orte von Kirche“ sind eine Herausforderung
Viele sollen nachdenken und nachschauen, wo sie selbst so etwas erleben wie „Kirche“ oder „Gemeinde“; wo für sie Gemeinschaft von und mit anderen Christinnen und Christen stattfindet – erst mal miteinander und dann auch mit Blick auf „die Anderen“, auf Menschen und Probleme, für die sie als Kirche da sein wollen.
Aber bereits heute gibt es schon viele verschiedene „Orte von Kirche“, wo die Botschaft vom liebenden und barmherzigen Gott in Wort und Tat verkündet und bezeugt wird: in der Krankenhausseelsorge, an Pilgerorten, in Klöstern, in Einrichtungen und Diensten der Caritas, in verbandlichen Gruppen, in citypastoralen Projekten, durch Familiengottesdienstkreise, in Gemeinden für Katholiken anderer Muttersprache, in der Schulpastoral, bei Einkehrtagen und Freizeitmaßnahmen, in Kindertagesstätten, in Hochschulgemeinden, in Filialgemeinden, durch Eine-Welt-Gruppen, in Kirchen der Jugend, durch den Besuchsdienst, die Gruppe der Katechetinnen und Katecheten.
Antwort auf die Lebenssituation der Menschen vor Ort
Diese verschiedenen Orte von Kirche sind eine Antwort darauf, dass die Lebenssituationen der Menschen sehr unterschiedlich sind. Die Pfarrei wird also zukünftig unterschiedliche Formen und Orte von Kirche ermöglichen. Denn so können Menschen in ihren verschiedenen Lebensphasen, Situationen und Anliegen kirchliches Wirken erleben, mitleben und gestalten.
Diese vielfältigen Orte von Kirche sind wahrzunehmen, zu achten und wertzuschätzen. Sie können sich gegenseitig ergänzen und stellen keine Konkurrenz dar. Es gibt keine Über- oder Unterordnung. Es gibt nicht wichtige und weniger wichtige Orte von Kirche. Es gibt Orte von Kirche, die ver-gehen; andere entstehen, z. B. Hauskirchen, Gruppen, die die Bibel teilen, Pilgergemeinschaften oder Initiativen der Nachbarschaftshilfe.
Folgende Kriterien gelten, damit ein „Ort von Kirche“ eine Person als Delegation in die Synodalversammlung entsenden kann:
- Wir erkennen das Rahmenleitbild an und stimmen ihm zu.
- Wir erkennen grundsätzlich die Struktur der neuen Pfarrei an.
- Wir beschreiben kurz, was uns als Ort von Kirche ausmacht und was unser Beitrag zur neuen Pfarrei in der Zukunft sein kann.
Häufige Fragen und Antworten
Wie wird geprüft, was ein „Ort von Kirche“ ist? Wer prüft das?
Wenn ein Ort von Kirche eine Person in die Synodalversammlung entsenden will, dann muss er drei Bedingungen erfüllen, die der Rat der Pfarrei bestätigt. Es geht nicht um eine Prüfung, sondern um die Bestätigung der Entsendevoraussetzung. Es geht dabei darum, ob die Personen, die an einem Ort von Kirche zusammenwirken, dem diözesanen Rahmenleitbild für die Pfarrei zustimmen; ob sie die Gliederung der Pfarrei in Orte von Kirche, die Synodalversammlung, den Rat der Pfarrei mit dem Leitungsteam (die Gremienordnung) anerkennen und dass sie bescheiben, was der Beitrag dieses Ortes von Kirche zur Pfarrei ist. (vgl. PGO §§ 4 f.).
Es ist also nicht von vornherein festegelegt, wer oder was "Ort von Kirche" ist. Diese Vielfalt ist gewollt. Auch ökumenische Kontakte, kirchliche oder verbandliche Vereine oder kommunal unterstützte Projekte können "Orte von Kirche" sein. Sobald die "Orte von Kirche" Delegierte in die Synodalversammlung entsenden möchten, ist eine Bestätigung notwendig.
Warum diese Dominanz der „Orte von Kirche“? Die bisherigen Pfarreien sollen und wollen sich doch wiederfinden in den neuen Gremien!
„Orte von Kirche in der Pfarrei“ sind kategoriale Orte, die keinen rechtlichen Status innerhalb der Pfarrei der Zukunft haben. Es geht nicht um die Dominanz einer bestimmten Form, sondern darum, dem Rechnung zu tragen, wie Menschen heutzutage zusammenarbeiten möchten.
Orte von Kirche gibt es jetzt schon! Freiraum ist eher angesagt als Formalisierung.
Gehen die Seelsorger auf die „Orte von Kirche“ zu?
Kommunikation ist ein Geben und Nehmen. Insofern reicht es nicht abzuwarten, sondern ist ein aktives Aufeinander-Zugehen aller Beteiligten erforderlich. Wer etwas einbringen will, geht auf den zu, der koordiniert – und umgekehrt. So entsteht das beste Ergebnis im Miteinander. Hier sind alle gefordert.
Was ist mit denen, die sich nicht als „Ort von Kirche“ bestätigen lassen möchten? Wie sind die in den künftigen Pfarreien eingebunden? Dürfen nur Hauptamtliche Orte von Kirche begleiten?
Auch Gruppen, die sich nicht als "Ort von Kirche" bestätigen lassen möchten, können das Leben in der Pfarrei bereichern. Wichtig ist, dass auch sie eine/n Ansprechpartner/in haben. Das ist eine Frage der Ressourcenplanung. Diese Steuerungsaufgabe liegt im Leitungsteam.